Wann A und wann O

Jeder Thai-Anfänger steht irgendwann, oft sogar innerhalb kürzester Zeit vor dem selben Problem. „phom“, im Thailändischen „Ich“ (männliche Variante) wird ผม geschrieben und weit und Breit ist kein „O“ zu sehen. Andere Wörter haben plötzlich ein „A“ eingefügt. Die führt oft zu Verwirrung. Im folgenden möchte ich versuchen die Regeln zu erklären.

Leider ist die Antwort auf diese Frage nicht zu beantworten, ohne sich etwas intensiver mit der Thai-Sprache an sich, deren Ursprung und auch liguistischen Begriffen „Endkonsonanten“ oder „Klustern (Doppelkonsonanten)“ auseinanderzusetzen.

Was sind Kluster?
Kluster sind Doppelkonsonanten, auch Klustern genannt sind im Allgemeinen mehrere aufeinanderfolgende Konsonanten in einer Silbe, ohne einem Vokal dazwischen.

Im Deutschen z.B. "Pferd" sind 2 Kluster: "pf" und "rd". Es gibt auch 3-fach-Cluster: in "Strumpf" sind "str" und "mpf" Cluster zu je 3 Kononanten. Und in "du schimpfts" ist "mpfst" sogar ein 5-fach-Cluster (das "sch" ist allerdings kein Cluster, sondern ein Trigraph, da nur ein Laut).

Im Thai gibt es so komplizierte Kluster nicht, da gibt es nur Kluster mit 2 Konsonanten, und dann auch nur am Silbenanfang.

Z.B. in Thai in กรอบ, กล้วย, ครับ, เปล่า sind jeweils กร, กล, คร, ปล sog. echte Kluster.

Die Thai sprechen üblicherweise nur bestimmte Konsonatenpaare als Cluster:
Die übliche Liste mit den 15 Paaren ist: กร, กล, กว, ขร, ขล, ขว, คร, คล, คว, ตร, ปร, ปล, พร, พล, ผล Dieser Kluster sind immer Verbindungen zwischen ก ข ค ต ป ผ พ mit entweder ร ล oder .

Ausführlichere Infos über Doppelkonsonanten gibt es hier.

Nun nähern wir uns nun dem eigentlichen Problem:
Neben den echten Klustern, die als 2 Konsonanten ausgesprochen werden, gibt es noch Doppelkonsonanten am Silbenanfang, die zwar aussehen wie ein Kluster (Konsonanten hintereinander, ohne einen Vokal dazwischen), aber nicht als Kluster gesprochen werden.
In unser Sprache wäre dies vielleicht möglich, Thai brechen sich dabei aber die Zunge.


1.) Wann ein A?
Hier beginnt die eigentlich A/O – Problematik im Thai. Entweder wird dann ein "a" dazwischen gesprochen, oder sie werden völlig anders ausgesprochen. Sowas nennt sich dann "Falsches Cluster" oder "Pseudo-Cluster". Wobei es unterschiedliche Ansichten gibt, was da alles zugehört, Denn manchmal gibt es auch eine erweiterte Definition von Kluster.
Bei dieser Definition werden Konsonantenpaare am Silbenanfang schon dann als Kluster bezeichnet, wenn der erste Konsonant ein Hoher oder Mittlerer Konsonant ist, und der Zweite ein Tiefer Konsonant Gruppe II (also ง ญ ณ น ม ย ร ฤ ล ว ฦ ฬ) ist. Z.B. in สวัส, ตลาด, สนุก, ขนม wären die สว, ตล, สน, ขน "Pseudo-Kluster" oder "Falsche Kluster" (die Begriffe werden manchmal leider auch für andere Doppelkonsonanten verwendet).
Am einfachsten ist es aber, sich die Liste mit den Konsonanten paaren einzuprägen die als Kluster gesprochen werden. Alles was nicht dazu gehört wäre dann ein unechtes Kluster, weil da ja auch hier beim Sprechen ein "a ะ " reinrutscht. Daher enthalten Woerter wie สบาย und ทหาร (also die enthaltenen Silben สบ und ทห) keine Kluster, nicht mal ein "Falsches Kluster". Nochmal der Hinweis, eine genauere Beschreibung der Kluster findet Ihr mit Artikel „Was sind Kluster“.
Die folgende Silbe jedoch bekommt oft in thailändischen Lehrbüchern noch ein ห also ein "h" vorangestellt und wird als aspirierendes „H“ bezeichnet. Der vollständigkeit halber habe ich dies nun mit aufgeführt (obwohl es jetzt nicht weiter wichtig ist)

In der Praxis sieht das dann so aus:

ถนน wird als กะ-หนน tha\ non\/
สมุด
wird als สะ -หมุดsa\ mut\
ขนม wird als ขะ-หนม kha\ nom\/
อร่าม wird als อะ -หร่าม a\ ra:m\
gelesen

In seltenen Fällen können auch Doppelkonsonanten am Silbenende auftauchen (könnte man "doppelter Endkonsonant" nennen). Beispiele:
จักร - djak\ = Rad
กอปร - gô:p\ = v. bestehen aus..., enthalten, beinhalten, besitzen
มารค - mak٨ = n. pali. Pfad, Weg
Da wird dann nur ein Konsonant gesprochen und das ร wird verschluckt. Richtige Kluster sind das also auch nicht. "Echte Kluster" gibts nur am Silbenanfang.

Es gibt aber auch Klusterkombinationen bei denen kein „A“ reinrutscht. Dies sind die speziellen Kombinationen สร, ศร und ทร , die alle als /s/ gesprochen werden, z.B. ทราย "sa:i-" (= Sand). Das sind auch keine Cluster, sonden Bigraphen (ähnlich wie das deutsche "sch" ein Trigraph ist). In Thai zählen die meißt zu den "unechten Klustern". Gleiches gilt für das จร in จริง djing-- .
Bigraphen sind Kombinationen von จ ซ ท ศ ส dem Konsonanten handelt.
Also
จร - จริง djing--
ซร - ไซร้ sai/
ทร - ทราม sa:m--
ศร - เศร้า sau/\
สร - สร้าง sa:ng/\

Jetzt zur eigentlichen Regel:

Ein A wird eingeschoben bei 2 verschiedenen Moeglichkeiten:
ถนน tha\ non\/ ist ein Beispiel das jeweils ein nichtgeschriebenes, sehr wohl aber ausgesprochenes a und o enthält und ist ein schoenes Beipiel um die Regeln zu erklaeren:


1.1. "A" wenn unechte Doppelkonsonanten am Silbenanfang
Wenn eine Silbe mit einem Doppelkonsonanten anfängt, dann werden entweder die beiden Konsonanten zusammen ausgesprochen oder wenn die Kombination sich nicht zusammen aussprechen lässt dann wird ein kurzes "a" dazwischen eingeschoben. Beispiel: ถนน sprich: ta-hnon
Zwischnen 2 Anfangskonsonanten (Kluster) kommt ein „a“ wenn es sich nicht anders aussprechen läst:
ตลาด - ta\ la:t\ - Markt
ตลอด - ta\ lô:t\ – ganz

1.2) „A“ wenn hoher Konsonant und ein tiefer Konsonant hintereinander
wenn ein hoher Konsonant und ein tiefer Konsonant hintereinander stehen, wird zwischen beiden ein "a" gesprochen wenn die beiden Konsonanten als Doppelkonsonant am Anfang der Silbe stehen.
Hohe Konsonanten sind: ข, ฃ, ฉ, ฐ, ถ, ผ, ฝ, ศ, ษ, ส, ห
Tiefe Konsonanten sind: ค, ฅ, ฆ, ง, ช, ซ, ฌ, ญ, ฑ, ฒ, ณ, ท, ธ, น, พ, ฟ, ภ, ม, ย, ร, ล, ว, ฬ, ฮ

Einige Buecher sagen, es muss ein hoher vor einem tiefen Konsonanten stehen und es muss ein tote Silbe sein.

Beispiele:

ขนาด gesprochen als ขะ - หาด
ถล่ม gesprochen als ถะ - หล่ม
ผงะ gesprochen als ผะ - หงะ

(Bei ผม steht ein hoher Konsonant vor einem tiefen - nur nicht als Doppelkonsonant. Deshalb phom und nicht pham. Wenn zwischen zwei geschriebenen Konsonanten ein "o" mitgesprochen wird, dann ist es aber ein kurzes "normales" o.)

Ein kurzes "a" wird bei doppelten Anfangskonsonanten zwischen diesen ausgesprochen, wenn es keine der Doppelkonsonanten-Kombinationen ist, die ohne eingeschobenes "a" zusammen ausgesprochen werden können. Diese sind:

กร กล กว ตร ปร ปล ขร ขล ขว ผล คร คล คว พล
กฤ , คฤ , ตฤ , พฤ , บฤ , ปฤ
(Diese Liste muss nicht vollstaendig sein)



2.) Wann ein „O“ ?

2.1.) Haben wir nur einen Anfangs- und einen Endkonsonanten am Silbenende wie in ผม – „phom\/ “ dann wird ein „o“ eingeschoben. In diesen Beispiel ist das Silbenende auch gleichzeitig das Wortende.

Das letzte "N" in ถนน tha\ non\/ dient hier also als Endkonsonant, drum ein "o" in der 2. Silbe des Wortes.


Hat eine (geschriebene) Silbe keinen anderen Vokal, hat sie ein "o". Das ist normalerweise ein kurzes geschlossenes "o", wenn die Silbe allerdings auf endet, ist das ein langes, offenes "o". Ein "a" hat andere Gründe: normalerweise als (definierter) Vokal bei unechten Klustern oder vorangestellten Konsonanten oder Vorsilben.


Nochmal zur Erlaeuterung: Nicht zutreffend waere das bei Kombinationen wie: ตร TR da es sich um eine echte Doppelkonsonantkombination handelt, die zusammengesprochen wird, wie in เตรียม - tri:am-- - sich vorbereiten - hier also weder "A" noch "O"


3.) Sonderfa(e)lle:
Ausnahmen bestätigen die Regel, und die gibt es viele.

3.1.)
พร พร
[พอน ] Ein Wort mit ro ruea als EK kann nicht "Thai-Regeln" folgen, da es sich in der Regel um ein PaliSanskrit-Wort handeln wird. Dieses endständige "r" wird regelhaft als "ô:" + n aufgelöst.

3.2)
Beide Möglichkeiten: A oder O gibts auch manchmal.
Beispielsweise: วร [วะระ, วอระ ] Beide möglichen Aussprachen sind zwar richtig, aber beide halten sich nicht an die Thai-Regeln - brauchen sie ja auch nicht, da es sich um ein Pali/Sanskrit-Wort handelt.
Die Ausnahmen betreffen vorwiegend (ausschließlich?) Lehnwörter. Die wenigsten davon werden im allgemeinen Sprachgebrauch benötigt. Man muss sie also nicht systematisch lernen.

3.3)
Was eigentlich eine unechte Klusterkombiation am Silbenanfang ist, und ein „a“ eingeschoben bekommen wuerde, bekommt bei diesen Konsonanten ein „o“.
Z.B = บริษัท bô:-- ri/ sat\ – Firma oder บริจาค = bô:-- ri/ dja:k\ บริเวณ bô:-- ri/ we:n-- und eine ganze Menge anderer Wörter, die aber mit บริ anfangen. Auch bei der Konsonantenkombination ทร wird oftmals das o gelesen, z.B. ทรหด = thora-hot = zäh.


4.) Ein paar Beispiele:
Zum Abschluss einige Beispiel zu den „Wann „A“ und wann „O“- Regeln mit einer kurzen Erklärung: (ich lasse Aspirations-h mal weg, damit man die Cluster erkennt):

(4.1) สวัส (eine geschriebene Silbe!) , gelesen "swat", ein doppelter AK: สว . Da สว nicht in der Liste ist, ist das nur ein falsches Cluster, und es wird da ein "a" reingespochen. Also gesprochen: "sawat".

(4.2) ขนม - Da steht erstmal gar kein Vokal, das heisst, implizites "o". Gelesen also: "knom". Gesprochen allerdings: "kanom", da ขน wie oben kein echtes Cluster ist und daher ein "a" eingesprochen wird.

(4.3) กลุ่ม, gelesen und gesprochen: "glum". กล ist in der Liste und echtes Cluster, daher kein "a"

(4.4) กรม , "grom". Implizites "o" (kein Vokal angegeben), und กร ist echtes Cluster.

(4.5) สภาพ - gelesen: "spap". Gesprochen: "sapap", da สภ kein echtes Cluster ist. สภ ist hier eigentlich gar kein Cluster, nicht mal ein falsches Cluster, da kein "einsamer tiefer" Konsonant (kein tiefer Konsonant Gruppe II) ist. Manche bezeichen als vorangestellten Konsonanten.

Anmerkung: Das eingesprochene "a" ist kein richtiges "a" sondern eher ein Schwa.



5.) Zusammenfassung und Merksatz:
Eigentlich gibt es 4 Faelle, ein A ein O oder keines und Sonderfaelle oder wenn hoher Konsonant und ein tiefer Konsonant hintereinander steht.

O wenn Anfangs- und einen Endkonsonanten am Silbenende.

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